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Test: FUJIFILM X-PRO 3 - auf Reisen in Sri Lanka



Es war damals die FUJIFILM X-Pro 2, die ich Ende 2016 für meine Reisefotografie in Marokko testen konnte. Ich war damals so angetan von der Kamera, dass ich kurzerhand mein gesamtes Canon Vollformat-System verkauft und zu FUJIFILM gewechselt bin. Die Kamera war klein und leicht, sie sah verdammt gut aus und machte schlichtweg tolle Bilder. Vor allem der kompakte Formfaktor ist ein unschlagbares Argument für Reisefotografen. Eines der Fotos, das ich damals mit ihr im Hafen von Essouira schoss, hat es bei den Sony World Photography Awards 2017 sogar unter die Top 50 in der Kategorie "Travel" geschafft.


Im Herbst 2019 brachte FUJIFILM den Nachfolger, die X-Pro 3, auf den Markt. Die Ankündigung gewann aus gegebenem Anlass direkt meine Aufmerksamkeit. Vor allem als ich vom eigentümlichen Designkonzept hörte. Auf den ersten Blick besitzt die Kamera nämlich kein rückseitiges Display, auf dem man sonst seine Fotos betrachten kann. Dieses ist bei der X-Pro 3 so verbaut, dass man es erst "umständlich" umklappen muss, um es zu sehen. Die Absicht dahinter ist relativ eindeutig. FUJIFILM will die Fotografen dazu bewegen sich wieder mehr auf den Prozess des Fotografierens selbst zu konzentrieren, anstatt ständig aufs Display zu schauen um seine Bilder zu betrachten. Das erinnert stark an die Zeit der analogen Filmfotografie und ist auch ein Konzept, das man bereits bei Leica gesehen hat. Dieses ständige prüfen der Fotos wird übrigens "chimping" genannt und kann dazu führen, dass man im aktuellen fotografischen Moment die Aufmerksamkeit und den Bezug zur Szenerie verliert. Es ist etwas, dass ich früher bei mir selbst beobachtet habe und aber abstellen konnte. Mit der Zeit bekommt man einfach mehr Selbstvertrauen in seine Fähigkeiten und muss daher seltener auf´s Display schauen.



FUJIFILM Schweiz war so freundlich und hat mir die X-Pro 3 mit dem FUJINON 14mm f2.8 Pencake Objektiv für meine zweiwöchige Reise nach Sri Lanka zum Testen ausgeliehen. Ich habe mich absichtlich auf nur ein Objektiv beschränkt, um meine volle Aufmerksamkeit der Kamera selbst zu schenken. Das 14mm auf APS-C ist übrigens eine empfehlenswerte Festbrennweite für Kurzreisen und insbesondere für Städtetrips. Ganz ohne Zoom muss man sich zwar mehr bewegen um die gewünschte Perspektive zu finden. Dafür hat man ein sehr kleines und leichtes Kamerasystem mit einem lichtstarken Objektiv dabei, das man gern bei sich trägt. Und am besten ist immer noch die Kamera, die man dabei hat.


Erster Eindruck

Mein Eindruck der X-Pro 3 war durchaus positiv. Zunächst ist da dieses Design. Zwar lässt sich über Geschmack wohl (nicht) streiten, doch für mich ist das Aussehen einer Kamera nicht ganz unwichtig. FUJIFILM Kameras gehören für mich, zusammen mit denen von Leica, zu den schönsten aller Hersteller. Das mag zwar für viele nebensächlich sein. Doch ich weiss von mir, dass ich eine schöne Kamera einfach lieber in die Hand nehme. Es ist wie mit Autos. Einen schönen Oldtimer fahre ich einfach lieber als diese modernen Raumschiffe. Das gilt auf für das Retro-Design der X-Pro Serie. Es erinnert an alte Filmkameras und sieht einfach gut aus. Zudem ist es auch sauber durchdacht. Alle Regler und Knöpfe sind an der richtigen Stelle. Die Kamera hat ein angenehmes Gewicht (nicht zu leicht) und liegt gut in der Hand. Auch die Menüführung selbst, eine alte Schwäche von FUJIFILM, ist mit den Jahren erwachsen geworden und nun deutlich angenehmer zu benutzen. Einen Hauptpreis würde ich dafür aber immer noch nicht vergeben. Die Bildqualität ist, wie man es von FUJI gewohnt ist, sehr gut. Das Fotografieren mit dem ISO-losen X-Trans Sensor bedarf zwar einer gewissen Umstellung, ist aber nach einigen Sessions, inkl. Nachbearbeitung der Bilder, relativ schnell zu meistern. Nur beim Thema Spitzenlichter haben die APS-C Sensoren wohl noch immer eine gewisse Schwäche. Mir ist, wie schon damals bei der X-Pro 2, aufgefallen, dass ausgefressene Spitzenlichter nachträglich kaum noch zu retten sind. Sie enthalten so gut wie keine Details. Das muss man beim Fotografieren beachten, wenn man Szenen mit harten Helligkeitsunterschieden fotografiert. Da rate ich dazu die Bilder (teilweise stark) unterzubelichten, denn in den dunklen Schatten stecken offensichtlich mehr Reserven als in den Spitzenlichtern. Das Histogramm, das man sich im Sucher einblenden lassen kann, hilft einem Spitzenlichter zu erkennen.



Fotografieren ohne Display

Die Erfahrung ohne Display zu Fotografieren fand ich persönlich einfach sensationell. Es dauert zwar ein wenig sich daran zu gewöhnen und zu erinnern. Aber lässt man sich erstmal auf das Konzept ein, macht es unheimlich Spass mit der Kamera unterwegs zu sein. Tatsächlich konzentriert man sich deutlich eher auf den Moment, aber vor allem auch auf die Kameraeinstellungen. Nimmt man sich wirklich vor auf das Display zu verzichten, oder es einfach seltener zu nutzen, ist es um so wichtiger sich mehr Gedanken über Einstellungen wie ISO, Belichtung, Blende und Verschlusszeit zu machen. Nach zwei Wochen Fotografieren ohne Display habe ich das Gefühl bekommen technisch tatsächlich einen Schritt nach vorn gemacht zu haben. Sehe ich heute eine Szene, die ich fotografieren will, fällt es mir einfacher direkt die richtigen Kameraeinstellungen zu wählen. Das gilt vor allem für die Wahl der gewünschten Blende, da ich zu 99% im Av-Modus (Blendenpriorität) fotografiere. Allein Dank dieser Erkenntnis kann ich jedem ambitionierten Fotografen dazu raten öfters mal auf das Display zu verzichten und es probeweise vielleicht ganz abzuschalten. Die allermeisten Kameras bieten diese Möglichkeit.



Ob einem die X-Pro 3 mit ihrem Konzept zusagt, muss am Ende jeder für sich entscheiden. Definitiv sollte man die Kamera, wenn man sich entsprechend für Fotografie interessiert, ruhig mal ausprobieren. Es könnte sich eine unerwartet positive Erfahrung einstellen. Ich jedenfalls hatte seit vielen Jahren nicht mehr soviel Spass an einer Kamera und kann sie daher nur wärmstens empfehlen. Sie ist leicht, kompakt, sieht umwerfend aus und macht zudem auch noch richtig gute Bilder. Und weil sie soviel Spass bereitet hat, hatte ich sie auch öfter - eigentlich immer - am Körper. Gerade bei der Reisefotografie kann das ein wesentlicher Vorteil sein.



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